Konrad Elmer-Herzig Texte und Reden von Konrad Elmer-Herzig

28. Oktober 2009

Gegendarstellung zu Erhart Neubert

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Konrad Elmer-Herzig
Gegendarstellung zu Erhart Neuberts

Interpretation der Vorgänge um den Friedenskreis der ESG-Berlin(Ost)

In seinem Buch: „Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989„, Berlin 1997, S. 466 schreibt Erhart Neubert:

„Der neue Studentenpfarrer Konrad Elmer … kooperierte mit der Kirchenleitung bei der Entfernung des Friedenskreises und des aus ihm hervorgegangenen Umweltkreises aus der ESG. Nach langen Bemühungen kam der recht- und heimatlose Friedenskreis 1984, inzwischen erheblich geschwächt, in der Friedrichsfelder Kirchengemeinde unter.“

Dazu ist zu sagen:
Bei meinem Dienstantritt 1982 bestand der Friedenskreis nahezu ausschließlich aus Nichtstudenten. Die über Jahre gewachsene Geschlossenheit des Kreises erschwerte die Versuche von Studierenden, hier mitzuarbeiten. Dies scheiterte in der Regel nach wenigen Besuchen. Nach außen dominierte der Kreis das Erscheinungsbild der Berliner Studentengemeinde, sodass der Eindruck entstand, der Friedenskreis sei im Wesentlichen die Berliner ESG. Sein Anspruch auf Selbständigkeit in der Arbeit führte dazu, dass er sich nur unzureichend mit dem Leitungskreis und den Vertrauensstudenten abstimmte und faktisch auf Autonomie bestand. So kam es zu zahlreichen Differenzen z.B. hinsichtlich der Durchführung von Veranstaltungen.
Berliner Studenten, die stärker politisch eingebunden leben mussten, trauten sich wegen des die Außensicht prägenden Friedenskreises nicht mehr, in ihre Studentengemeinde zu kommen. Dieses war der ausschlaggebende Grund, warum im Frühjahr 1983 der Leitungskreis eine Trennung des nichtstudentischen Friedenskreises von der ESG anregte. Das Anliegen wurde der Kirchenleitung vorgetragen und mit Vertretern des Friedenskreises in mehreren Gesprächen erörtert. Der Friedenskreis lehnte die zunächst vorgesehene Anbindung an die Absolventenarbeit von Pfarrer Berger ab.
Am 12. 9.1983 stellte das Konsistorium fest: „Auf Grund seiner Zusammensetzung kann der  Friedenskreis nicht mehr Gemeindekreis der ESG sein“. Zugleich wurden vom Konsistorium Bemühungen zugesagt, für den Kreis eine neue Anbindung zu finden. Es war dafür eine Frist bis zum 31.10.’83 gesetzt. Verhandelt wurde vom Friedenskreis und Vertretern der Kirchenleitung zunächst längere Zeit mit der Eliasgemeinde. Der Friedenskreis war jedoch auch nach dem 31.10.’83 nicht heimatlos. Auf ausdrückliche Bitte der Kirchenleitung standen die Räume der ESG dem Kreis bis zum 29. 2.1984 zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt war die Anbindung an die Kirchengemeinde Friedrichsfelde vollzogen.
Der Friedenskreis war zu keinem Zeitpunkt rechtlos. Im Beschluss des Konsistoriums vom 12.9.83 war ausdrücklich festgestellt worden: „Der Friedenskreis ist ein kirchlicher Kreis und hat als solcher seinen Platz in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.“ In diesem Sinn ist seine Arbeit stets von Kirchenleitung und Konsistorium gegenüber den staatlichen Stellen vertreten worden, wie die damaligen Gesprächsprotokolle ausweisen.

Innerparteiliche Rätedemokratie

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Konrad Elmer
Innerparteiliche Rätedemokratie – Zwischen Basis-Ideologie und Kanzlerwahlverein*
– Unerledigte Anfragen aus dem Statut der SDP –

Die Mitwirkung in einer Partei verliert an Popularität. Basisdemokratisch orientierte Bürgerbewegungen leiden an fehlender Entscheidungskraft und politisch Durchsetzungsfähigkeit
Der Bundestagsabgeordnete Dr. Konrad Elmer schlägt eine Strukturveränderung innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vor, die ihm schon bei der Arbeit am Statut zur Gründung der SDP vor Augen stand: Die Gliederung in gesprächsfähige Gruppen auf allen Ebenen. ein „Rätesystem“, das alle zu Wort kommen läßt ohne die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit zu verlieren, so daß durch größere Transparenz und Realitätsnähe die älteste Partei Deutschlands, neue Anziehungskraft gewinnt.

I.
Als ich im September 1989 zusammen mit Klaus-Dieter Kaiser. dem Generalsekretär der Evangelischen Studentengemeinden in der DDR, den in Schwante zu beschließenden Strukturaufbau der SDP konzipierte, entstand folgendes Modell:
– Verbindliche, wohnsitzorientierte Basisgruppen mit etwa 15 Mitgliedern;
– Delegierung zweier Vertreter, möglichst einer Frau und eines Mannes, zur
nächsthöheren Gruppe. die dann etwa 14 Personen umfaßt. Diese Gruppe delegiert
wiederum zwei Vertreter zur nächsten Leitungsebene und so fort.
– Daraus ergeben sich die Orts-. Kreis-. Bezirks- und (je nach Mitgliederzahl
notwendigen) Zwischenebenen.
– Auf DDR-Ebene entsteht der Landesparteitat mit 30 Mitgliedern.
– Die aus diesen Delegierten sich zusammensetzenden Leitungsgremien werden auf den jeweiligen Parteitagen durch weitere Kandidaten entsprechend der unterschiedlichen Mitgliederzahlen der Regionen und Gruppen ergänzt und gemeinsam zur Wahl gestellt. Dabei muß im neugewählten Rat aus jeder delegierenden Gruppe wenigstens ein Delegierter vertreten sein. Gewählt sind dann also der/die Kandidatin einer jeden delegierenden Gruppe der/die die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte, sowie, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit, die weiteren Kandidaten mit den meisten Stimmen bis zur vom Parteitag bestimmten Vollzähligkeit der Leitungsgruppe.
– Hat jemand ein Parteiamt 8 Jahre lang inne, kann er nur noch mit Zwei-Drittel-Mehrheit für dieses Amt wiedergewählt werden.
– Bei Übernahme eines Mandates oder Saatsamtes sind alle Parteifunktion niederzu-legen, und es ruht das passive Wahlrecht. …
– Alle Delegiertensitzungen und Parteitage sind so aufzuzeichnen, daß jedes Parteimitglied
den Verlauf der Diskussion verfolgen kann…
– Jeder Delegierte ist jederzeit, wenn es die ihn delegierende Gruppe wünscht, zur
Rechenschaft verpflichtet.1
Was waren unsere damaligen Leitmotive? Wir wollten keine Partei im üblichen Sinn, nicht den Kanzlerwahlverein des Westens und schon gar nicht den Parteizentralismus des Ostens. Auch stand uns keine diffuse, undifferenzierte revolutionäre Volksbewegung vor Augen. Vielmehr wollten wir den Rätegedanken Rosa Luxemburgs2 für die Strukturen einer modernen sozialdemokratischen Partei fruchtbar machen.3

II.

Die Dynamik der Einheit hat unsere Ansätze in den Hintergrund treten lassen. Die Probleme sind geblieben: Bürgerbewegungen agieren auf der politischen Bühne, um die Parteiendemokratie durch bessere Strukturen abzulösen: Alle sollen an allem partizipieren. Alles soll an der Basis und von ihr entschieden werden. Strukturen repräsentativer Demokratie sind, wo irgend möglich, durch basisdemokratische Entscheidungsfindung zu ersetzen. Je mehr jedoch alle über alles entscheiden sollen, desto weniger, so scheint es, kann von dieser Bewegung entschieden werden. Warum ist es derzeit so schwer, Menschen Für die Mitarbeit in einer Partei zu gewinnen? Abgesehen von alldem, was mit diesem Wort in der DDR-Vergangenheit an Negativem verbunden war, auch in der alten Bundesrepublik sind Parteien nicht gerade populär. Da assoziieren die Bürgerinnen und Bürger: Parteidisziplin, opportunistisches Karrieredenken, Filz und Schlimmeres. Partei, das erscheint vielen bestenfalls als ein notwendiges Übel. Und dabei geht es mit Hilfe der Parteien um die Gestaltung zentraler Bereiche menschlichen Zusammenlebens, woran mitzuwirken eines jeden Menschen Interesse sein müßte.4 Kaum 5 Prozent der Bevölkerung sind heute parteilich organisiert, und selbst aktive Parteimitglieder gewinnen den Eindruck, an den wirklich wichtigen Entscheidungen nicht beteiligt zu sein.
Die Frage lautet: Wie sind die Vorteile von Partei und Bürgerbewegung für eine neue Parteistruktur zu verbinden und die Nachteile beider zu vermeiden? Entscheidender Ansatzpunkt meiner Überlegungen war und ist das Insistieren auf einer freien, qualifizierten Willensbildung in den konkreten Gruppen vor Ort. Wir Menschen, als durch Kommunikation konstituierte Wesen, wissen nicht, in welcher Welt wir leben und was wir wollen, bevor wir uns mit anderen darüber verständigt haben. Es gibt nicht „die Welt an sich“, in die wir hineingestellt sind, sondern die Welt gestaltet sich für uns erst im Vollzug von Kommunikation (Hannah Arendt). Entscheidend ist für jeden, der an der politischen Willensbildung teilnehmen will, daß er einen konkreten Raum findet, in dem er mit anderen in eine gleichberechtigte Kommunikation eintreten kann. Dies setzt eine Gruppenstruktur voraus, in der jeder ausreichend zu Wort kommt. Alles hängt daran, ob die Parteistruktur ihren Ausgang von solchen gesprächsfähigen Gruppen nimmt, in denen auf Argumente eingegangen wird und sich nicht nur ein Statement an das andere reiht.5

III.
Das eigentliche Übel unserer bisherigen Parteistruktur sind die viel zu großen Ortsvereine, in denen die Dauerredner und die Prominenz das Feld beherrschen. Sie hoffen dort nicht eigentlich auf neue Erkenntnisse, sondern mühen sich, den anderen ihre Erkenntnisse nahezubringen. Das heißt, der Bewußtseinsbildungsprozeß läuft schon auf der untersten Ebene meistens von oben nach unten. Nur in Ausnahmefällen wird diese Struktur durchbrochen. um den einen oder anderen Repräsentanten von seinen Höhenflügen auf den Boden der Realität zu holen, ohne daß man freilich Gelegenheit hatte, sich in dieser ‚Gruppe über das, was die Realität ist, zu verständigen. Wie sich unsere Partei durch diese Struktur um die Mitarbeit vieler ihrer Mitglieder bringt, zeigt sich an folgender Beobachtung: Ob ein Ortsverein 50 oder 500 Mitglieder hat, in den normalen Sitzungen sind in beiden Fällen annähernd gleich viele Mitglieder ver-treten, nämlich selten mehr als 20 bis 30. Ich behaupte nun, das liegt schlichtweg daran, daß mehr nicht ernsthaft zu Wort kommen können, und daß den übrigen die Sache deshalb irgendwann einmal nichts mehr gegeben hat. Würde man den Ortsverein mit 500 Mitgliedern in 10 Basisgruppen untergliedern, so könnten sich zehnmal so viele Mitglieder an der Diskussion beteiligen und entsprechend aktiv mitarbeiten. In diese gesprächsfähigen Basisgruppen würden auch sehr viel leichter SPD-Sympathisanten integriert werden und Freude an der Mitarbeit gewinnen.6
Natürlich wird es immer auch „bloß zahlende Mitglieder geben, die sich überhaupt nicht sehen lassen. Aber lieber die Gruppen etwas kleiner als zu groß. Lieber bloß zehn als dreißig Gesprächsteilnehmer. Spätestens bei 50 Mitgliedern, so sollte es im Statut festgeschrieben werden, hat sich die Gruppe mit ihrem Einzugsgebiet zu teilen.
Wenn die Partei in ihrer jetzigen Struktur mit den großen Ortsvereinen überhaupt funktioniert, dann nur deshalb, weil es unterhalb der Ortsvereine immer noch die eine oder andere informelle Gruppe gibt, in der echte Gespräche stattfinden. Die eigentliche Kommunikation aber dürfen wir nicht den informellen Gruppen, also dem Zufall, überlassen. Es birgt die Gefahr, daß solche Gruppen nun wiederum zu klein, zu privat und also zu sehr Klüngelrunden werden, in denen partikulare und private Interessen die Oberhand gewinnen. Drei, vier Gruppenmitglieder können sich zu rasch einigen, um dann die anderen im Ortsverein nur noch ins Schlepptau zu nehmen. In den informellen Gruppen finden sich die Gleichgesinnten, während es wichtiger wäre, schon auf der untersten Ebene die unterschiedlichsten Weltsichten miteinander ins Gespräch zu bringen. Darum gilt das Wohnortprinzip: Nicht die, die sich sympathisch sind, sollen sich zusammenfinden, sondern die, welche einen ähnlichen Lebensraum bewohnen. Sie verständigen sich gemeinsam über das, was es zu gestalten gibt. Wohnsitzorientierte, gesprächsfähige Basisgruppen, Abteilungen, Ortsvereine, oder wie man die ersten Gruppen vor Ort sonst noch nennen mag, sind der Ausgangspunkt einer sinnvollen Parteistruktur.

IV.
Ich verwende den Begriff .Basisgruppe als Bezeichnung einer ersten Struktureinheit und nicht im Sinne der sogenannten „Basisdemokratie“. Bei der reinen Basisdemokratie wird durch die nicht mehr gesprächsfähige Vollversammlung der Einzelne schon wieder übergangen. Der Ausdruck Basisdemokratie hat etwas ideologisches,  denn  „Basis“  ist  ein  viel  zu  verschwommener  Begriff ,  ebenso  wie z.B. der Ausdruck „das Volk“.  Beides suggeriert eine besondere Nähe zur Wirklichkeit, obwohl niemand sagen kann, wer „die Basis“ ist. Denn weder spricht die Basis als solche noch das Volk, sondern es sprechen immer nur einzelne ohne Legitimationsstruktur „für“ die Basis und „für“ das Volk. Selbst wenn das Volk im ganzen zusammenkäme, so sind es doch immer nur einige wenige, welche am Mikrophon die Fragen stellen oder die Antworten geben, zu denen applaudiert oder gepfiffen wird. Und woher weiß „das Volk“, ob ihm nicht die wesentlichen, die sinnvolleren Alternativen vorenthalten werden? In fast allen Fällen gibt es auf diesen Massenveranstaltungen nichts mehr zu  entscheiden, sondern höchstens vorher längst Entschiedenes abzusegnen. Das eigentliche Problem besteht also darin, wie die Vermittlung funktioniert, und zwar nicht zwischen einer diffusen Basis und einem anonymen Überbau,  sondern  konkret zwischen allen, die an den politischen Entscheidungen mitwirken wollen.  Wie kann organisiert werden, daß jeder mit seinen Argumenten wirklich gehört wird und daß diese, obwohl es tausend verschiedene sein können, gleichberechtigt einfließen in eine Gesamtentscheidung? Ob „oben“ oder „unten“ entschieden werden soll, ist eine gleichfalls ideologische Alternative. Entscheidend ist die Frage der Vermittlung, der Organisation des reibungslosen Hin und Her von unten nach oben und umgekehrt. Denn „die da oben“ sind auf ihre Weise genauso Basis wie „die da unten“ oder auch „die im Mittelbau“.
Wie soll die in den wohnsitzorientierten Basisgruppen gewonnene  Willensbildung zu größeren Einheiten zusammengefaßt werden? Üblicherweise gibt es dafür bei den Befürwortern der reinen Basisdemokratie die Vollversammlungen. Doch sofort tritt wieder jenes Problem auf, daß hier allein die Rhetoriker dominieren und es nicht zu einem allumfassenden Austausch und ruhigen Abwägen der Argumente aus den verschiedenen Lebensperspektiven kommt. Das pragmatische Modell der Parteien ist ein handlungsfähiger, auf Kreisparteitagen zu wäh-lender Kreisvorstand. Da es bei einem solchen Vorstand, vor allem beim geschäftsführenden, in dem die eigentlichen Entscheidungen fallen, weniger um eine gleichberechtigte Zusammenfassung aller Gruppen, sondern vielmehr darum geht, möglichst schnell Entscheidungen herbeizuführen, können nicht alle Basisgruppen vertreten sein. Also geschieht auch hier wieder Willensbildung von oben nach unten – eben ein Vorstand, der vor den Basisgruppen steht. Gefragt sind Entschlußkraft und Durchsetzungsvermögen und weniger die Fähigkeit., Meinungen anderer zusammenzufassen und in ihrer eigenen Intention weiterzutragen. Darum empfehle ich anstelle des Kreisvorstandes einen Kreisparteirat als erste zusammenfassende Ebene der innerparteilichen Rätedemokratie. In ihm sollen alle Basisgruppen mit 2 Delegierten vertreten sein. Zwei, nicht nur deshalb, damit im Falle der Verhinderung wenigstens einer aus  jeder Gruppe anwesend  ist, sondern sowohl, um sich in der Darstellung des Willens der Basisgruppe gegenseitig zu ergänzen und zu kontrollieren, als auch, um eine Frau und einen Mann delegieren zu können, die ihre je spezifischen Betrachtungsweisen einbringen. Auch der Parteirat muß von der Zahl seiner Mitglieder her gesprächsfähig bleiben. Das heißt, er sollte nicht mehr als 10 Basisgruppen zusammenfassen. Darum sind, wenn nötig, als Zwischenebene Orts- bzw. Wohnbezirks-Parteiräte zu bilden. Die gleiche Leitungsstruktur wiederholt sich auf Landes- und auf Bundesebene, indem jeder Kreisparteirat aus seiner Mitte zwei Delegierte für den Landesparteirat wählt usw. usf.
Die Delegierten der höheren Ebene sind der niedrigeren zur Rechenschaft verpflichtet. Wesentliches Moment der politischen Struktur muß die Verantwortbarkeit dessen sein, was wir vertreten. Es genügt nicht, daß jemand sagt: „Ich habe nach meinem Gewissen entschieden“, sondern er muß in der Lage sein, diese Gewissensentscheidung kommunikabel werden zu lassen. Ist ein Delegierter dazu nicht in der Lage, oder kann er die Gründe nicht so einsichtig machen, daß er die Zustimmung der Mehrheit seiner Gruppe findet, so wird er zwar nicht sofort,  jedoch bei der nächsten Delegiertenwahl durch einen anderen ersetzt.
Warum nicht sofort? Hier grenze ich mich noch einmal ab von der reinen Basisdemokratie mit ihrem imperativen Mandat. Eine sachgemäße politische Willensbildung ist nicht einfach die Summe der Egoismen der Einzelnen. Von den persönlichen Interessen ausgehend muß nämlich der Wille zur Verantwortung des Ganzen immer erst geformt werden. Deswegen mein Insistieren auf der Gesprächsfähigkeit der Gruppen, damit der Einzelne die Gelegenheit hat, im Gespräch mit anderen über seinen Egoismus hinauszuwachsen. Gleiches hat auch für den Gesamtwillen der Basisgruppen, ihre Gruppenegoismen, zu gelten. Deshalb müssen sie ihren Delegierten ein-räumen, auf der nächsthöheren Ebene durch die Argumente der Vertreter anderer Basisgruppen zu noch besserer Einsicht zu gelangen, als dies in der eigenen Gruppe möglich war. Kennzeichen eines guten Delegierten ist also nicht, daß er den politischen Willen seiner Gruppe auf Biegen und Brechen auf der nächsthöheren Ebene durchsetzt. Natürlich soll er dafür mit guten Argumenten eintreten. Aber wirklich fähig ist er nur, wenn er die evtl. bessere Einsicht, die er aus dem Gespräch mit den Delegierten der anderen Gruppen gewonnen hat, vor seiner eigenen Gruppe so verantworten kann, daß dieser eine Zustimmung zu den neuen Ergebnissen möglich wird. Die Änderung der Meinung einer Basisgruppe braucht Zeit. Würde die Vertrauensfrage gegenüber dem Delegierten bei jeder seiner abweichenden Abstimmungen im Kreisparteirat oder auf höherer Ebene sofort gestellt, hätte der Delegierte keine ernsthafte Möglichkeit, seine abweichende Haltung  verständlich zu machen, und die Gruppe nähme sich die Möglichkeit, in eine neue Erkenntnis hineinzuwachsen.

V.
Natürlich dürfen Diskussion und Vermittlung nicht endlos dauern. Irgendwann muß eine verbindliche Entscheidung fallen. Vor einer endgültigen Entscheidung sollte jedes Problem auf allen Ebenen, die dies wünschen, diskutiert werden. Da-nach soll entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip auf möglichst niedriger Ebene, auf der das Problem sinnvoll entscheidbar ist, endgültig entschieden werden. Wollen mehrere Ebenen das Problem endgültig entscheiden, und kann trotz nochmaliger Abwägung der Argumente keine Einigung erzielt werden, entscheidet der Parteitag der höheren Ebene. Jede Entscheidung muß korrigierbar sein, sobald neue Argumente auftauchen. Weiterhin ist zu überlegen, wie bei Entscheidungen nicht nur der demokratische Weg, sondern auch die Einbeziehung spezieller Sachkompetenz abzusichern ist. Über den sachgemäßen Ort der Entscheidung sollte kein Beschluss gefasst werden, ohne daß die entsprechenden Arbeitsgruppen sowie unabhängige Sachverständige gehört wurden.

Vl.
Ein wesentlicher Vorteil der Rätestruktur besteht darin, daß es sehr konkrete Zuordnungen der Delegierten gibt, die von ihnen beachtet und gepflegt werden müssen, um wiedergewählt zu werden. Umgekehrt wird die Basisgruppe mit den wirklich relevanten Themen beschäftigt, die sie selber einbringen oder die der Delegierte mitbringt. So wie der oder die Bundestagsabgeordnete seinem/ihrem Wahlkreis zugeordnet ist, wird auch in der Parteistruktur der Delegierte aufs Engste mit der ihn delegierenden Ebene und seiner Basisgruppe verbunden sein. Die Versamm-ungen der Basisgruppen wären dann von ganz anderer Brisanz als heute, weil die Mitglieder im gesamten Meinungsbildungsprozeß der Partei Wesentliches mitzuentscheiden haben.7
Eine Gefahr bei den Parteiräten könnte darin liegen, daß die dort versammelten Delegierten sich auf Dauer „zu gut“ verstehen. Das könnte, trotz Rückbindung an die Basisgruppen, manipulative Wirkungen mit sich bringen. Darum erscheint es sinnvoll, die Vorsitzenden der Räte zwar aus diesen Gruppen vorschlagen zu lassen, sie dann aber zusammen mit weiteren Gegenkandidaten auf einer Vollversammlung bzw. einem Parteitag der entsprechen den Ebene zur Wahl zu stellen. Außerdem ist zu überlegen, ob auf den höheren Ebenen eine Art „Mischsystem“ sinnvoll wäre, bei dem zu den in die Räte entsandten Delegierten weitere Personen auf dem Parteitag hinzugewählt werden.8 Dadurch Hätten fähige Leute, die durch unglückliche Konstellationen in ihrer eigenen Basisgruppe oder auf höheren Ebenen nicht zum Zuge kamen, noch einmal eine Chance. Es ist z.B. möglich, daß in einer Basisgruppe besonders viele gute Leute beheimatet sind, diese aber, weil nur zwei Delegierte zu wählen sind, gar nicht alle eine Chance bekommen können. Es wäre jedoch zugleich zu überlegen, ob die so Hinzugewählten nicht doch noch einmal der Bestätigung durch die Gruppe bzw. Ebene bedürfen, in der sie beheimatet sind, damit nicht ausgesprochen unliebsame Leute, die eine Gruppe ausdrücklich nicht wählen wollte, über die Gesamtpartei doch wieder hineingedrückt werden.
Grundsätzlich sei bemerkt, daß sich eine Partei-Strukturreform nicht allein an der Frage der vermeintlichen Effektivität ausrichten darf. Es ist auch ein Recht jedes Menschen, Fehler machen zu dürfen und aus Fehlern zu lernen. Darum darf es m.E. nicht Aufgabe der Strukturreform sein, Fehler von vornherein auszuschließen. Denn wer will im vorhinein bestimmen, was Fehler sind und was, obwohl es zu-nächst als abwegig erscheint, ein zukunftsweisender Lösungsansatz sein könnte. Das gilt auch im Blick auf die Auswahl leitender Persönlichkeiten. Entscheidend ist, ob im Konfliktfall die jeweilige Gruppe, weil sie den Kandidaten im Gegen-satz zu den Parteitagen aus der Nähe gemeinsamer Diskussionen kennt, das Zünglein an der Waage bleibt.

VII.
Um dem Filz und der Überalterung in den leitenden Parteigremien zu wehren, haben wir in Schwante eine Zwei-Drittel-Mehrheit als Hürde für die Wiederwahl nach dem 8 Leitungsjahr eingebaut. Außerdem sollte der Amterhäufung und Vermischung von Partei- und Staatsinteressen ein Riegel vorgeschoben werden. Leider wird vor allem letzteres nicht immer durchzuhalten sein. Dennoch muß alles dafür getan werden, damit unterschiedliche Ämter nicht in einer Person vereinigt werden. Das führt nicht nur zu unerwünschter Machtfülle und mangelnder Auf-gabenerfüllung durch permanente Überlastung. Es schmälert vor allem das kon-krete Übungsfeld für begabte Nachwuchskräfte.

Die eigentliche politische Willensbildung geschieht in den Basisgruppen und übergeordneten Räten. Parteitage dienen der Selbstvergewisserung und Verbreiterung schon geschehener Meinungsbildung nach innen und nach außen. Außerdem ist es sinn-voll, die auf der Räte-Ebene für die Kandidatur gewählten Spitzenpolitiker hier noch einmal zur Wahl zu stellen. Denn sie, die sich in einer Region hervorgetan haben, können die Politik der Gesamtpartei nur vertreten, wenn sie auch in den anderen Regionen akzeptiert werden. Es ist im übrigen schon jetzt so, daß auf dem Bundesparteitag keine eigentlichen Wahlen mehr stattfinden, sondern die einzel-nen Landesverbände ihre Kandidaten durch untereinander im Vorfeld ausgetauschte „Tickets“ durchbringen. Um so dringlicher ist es. daß im Gegensatz zur bisherigen Praxis schon bei der Aufstellung für eine solche Kandidatur geheime Wahlen an die Stelle offenen Abstimmungen treten.

VIII.

Zum Schluß möchte ich dem Einwand begegnen, eine solche innerparteiliche Rätestruktur sei viel zu umständlich und zeitaufwendig für eine moderne Partei, die schnell reagieren muß. Der Entscheidungsweg der Räte-Struktur ist m.E. gar nicht so lang. Wir hätten in Deutschland etwa 5 Ebenen zu berücksichtigen. Zum Beispiel könnten regelmäßig an jedem 1. Donnerstag im Monat die Basisgruppen tagen. An jedem 2. Montag käme der Orts- bzw. Wohnbezirks-Parteirat zusammen. Am 3. Montag träfe sich der Kreisparteirat, jeden 4. Montag der Landesparteirat. Am 1. Montag im Monat könnte dann der Bundesparteirat seine Be-schlüsse fassen sowie die auf allen Ebenen gesammelten Problemfelder den Gruppen zur nächsten Beratungsrunde zuleiten. In besonders dringenden Fällen könnte das zu entscheidende Problem, sagen wir, am Montag benannt werden. Alle Mitglieder würden durch die Vorsitzenden telefonisch oder per E-mail zur Sitzung der Basisgruppen am Dienstag eingeladen. Das Ergebnis könnte am Mittwoch im Wohnbezirksrat, am Donnerstag im Kreispar-teirat behandelt werden. Am Freitag käme der Landesparteirat zusammen, und am Sonnabend könnte im Bundesparteirat auf Grundlage der Meinungsbildung aller Mitglieder Erdgültiges entschieden werden. Wenn man bedenkt, wie lange so manche Entscheidung in der SPD bisher gedauert hat, wäre dies ein ausgesprochen kurzer Weg. Vor allem aber handelt es sich dann nicht nur um eine mehr oder weniger mechanische Abstimmung, wie auf den großen Parteitagen, sondern um einen viel intensiveren Austausch von Argumenten und Gegenargu-menten. Solche Beschlüsse sind dann nicht nur die Summe der Gedanken einzelner Mitglieder. Sie  besitzen vielmehr eine neue Qualität.
Gerade weil es so schwer, wenn nicht aussichtslos erscheint, daß der Rätegedanke in unserem parlamentarischen System als Ganzem Einzug hält,9 sollten wir ihn wenigstens innerparteilich fruchtbar werden lassen. Auf diese Weise wird es uns gelingen, sowohl der Vielgestaltigkeit unserer Gesellschaft zu entsprechen als auch die unterschiedlichsten Sichtweisen auf repräsentative Weise in den Entscheidungsprozeß einfließen zu lassen. Neue Aktivitäten werden freigesetzt, wo Menschen ernst genommen werden, in allem mitbestimmen können, und die werden. Das führt nicht nur zu unerwünschter Machtfülle und mangelnder Auf-gabenerfüllung durch permanente Überlastung. Es schmälert vor allem das kon-krete Übungsfeld für begabte Nachwuchskräfte.
Die eigentliche politische Willensbildung geschieht in den Basisgruppen und den Riten. Parteitage dienen der Selbstvergewisserung und Verbreiterung schon geschehener Meinungsbildung nach innen und nach außen. Außerdem ist es sinn-voll, die auf der Räte-Ebene für die Kandidatur gewählten Spitzenpolitiker hier noch einmal zur Wahl zu stellen. Denn sie, die sich in einer Region hervorgetan haben, können die Politik der Gesamtpartei nur vertreten, wenn sie auch in den anderen Regionen akzeptiert werden. Es ist im übrigen schon jetzt so, daß auf dem Bundesparteitag keine eigentlichen Wahlen stattfinden, sondern die einzel-nen Landesverbände ihre Kandidaten durch untereinander im Vorfeld ausge-tauschte „Tickets“ durchbringen. Um so dringlicher ist es, daß im Gegensatz zur bisherigen Praxis schon bei der Aufstellung für eine solche Kandidatur geheime Wahlen an die Stelle der offenen Abstimmungen treten.


VIII.

Zum Schluß möchte ich dem Einwand begegnen, eine solche innerparteiliche Rätestruktur sei viel zu umständlich und zeitaufwendig für eine moderne Partei, die schnell reagieren muß. Der Entscheidungsweg der Räte-Struktur ist m.E. gar nicht so lang. Wir hätten in Deutschland etwa 5 Ebenen zu berücksichtigen. Zum Beispiel könnten regelmäßig an jedem I. Donnerstag im Monat die Basisgruppen tagen. An jedem 2. Montag käme der Orts- bzw. Wohnbezirks-Parteirat zusam-men. Am 3. Montag träfe sich der Kreisparteirat, jeden 4. Montag der Landes-parteirat. Und am I. Montag im Monat könnte der Bundesparteirat seine Be-schlüsse fassen sowie die auf allen Ebenen gesammelten Problemfelder den Gruppen zur nächsten Beratungsrunde zuleiten. In besonders dringenden Fällen könnte das zu entscheidende Problem. sagen wir, am Montag benannt werden Alle Mitglieder würden durch die Vorsitzenden telefonisch (Zukunftsmusik für die neuen Länder) zur Sitzung der Basisgruppen am Dienstag eingeladen. Das Ergebnis könnte am Mittwoch im Wohnbezirksrat, am Donnerstag im Kreispar-teirat behandelt werden. Am Freitag käme der Landesparteirat zusammen, und am Sonnabend könnte im Bundesparteirat aufgrund der Beteiligung der Sichtwei-sen aller Mitglieder Endgültiges entschieden werden. Wenn man bedenkt, wie lange so manche Entscheidung in der SPD bisher gedauert hat, wäre dies ein aus-gesprochen kurzer Weg. Vor allem aber handelt es sich dann nicht nur um eine mehr oder weniger mechanische Abstimmung. wie auf den grollen Parteitagen. sondern um einen viel intensiveren Austausch von Argumenten und Gegenargu-menten. Solche Beschlüsse sind dann nicht nur die Summe der Gedanken einzelner Mitglieder, sondern besitzen eine neue Qualität.
Gerade weil es so schwer, wenn nicht aussichtslos erschein!. daß der Rätegedanke in unserem parlamentarischen System als Ganzem Einzug hält°, sollten wir ihn wenigstens innerparteilich fruchtbar werden lassen. Auf diese Weise wird es uns gelingen, sowohl der Vielgestaltigkeit unserer Gesellschaft zu entsprechen als auch die unterschiedlichsten Sichtweisen auf repräsentative Weise in den Ent-scheidungsprozeß einfließen zu lassen. Neue Aktivitäten werden freigesetzt, wo Menschen ernst genommen werden, in allem mitbestimmen können, und die Strukturen ein erfolgreiches, gemeinsames Handeln ermöglichen. Darum plädiere ich, wie schon in Schwante so auch jetzt,  für eine innerparteiliche repräsentative Rätedemokratie.

Anmerkungen:

*  erschienen in: Vorwärts, rückwärts, seitwärts, Peter v. Oertzen, SPW-Vlg. 1991
1  So § 11 a-d  sowie §§ 16, 18 und 28 des Statuts der SDP vom 7. Oktober 1989.
2 Vgl. Hannah Arendt, Über die Revolution, Serie Pieper 1974.
3  Vgl. Konrad Elmer, Auf den Anfang kommt es an! In: Die Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte 2/1991,
S.136-140
4 Sicher hängt das Problem der Parteimüdigkeit auch mit den sonstigen Überforderungen zusammen,
die eine moderne, hochtechnisierte Gesellschaft dem Einzelnen zumutet. Unternehmen begegnen diesen Beanspruchungen durch ein Management mit entsprechender Bezahlung. Eine Partei ist aber keine Firma. Kraft und Wirkung erwachsen dem freiwilligen Engagement ihrer Mitglieder.
5  Diese Forderung ist, wenn auch in harmlosestem Sinn, in den vorn Vorstand  zusammengestellten „Materialien
und Thesen zur organisatorischen Erneuerung und Modernisierung der SPD, zu finden: „Die Ortsvereine sind
die Orte der demokratischen Willensbildung der Partei…“ (S. 5). Eine angemessene Größe der Ortsvereine
erleichtert das gegenseitige Kennenlernen und das Gespräch.“ (S. 30)
6 Vgl. Björn Engholm: „Laßt uns den Versuch unternehmen, mit all jenen ins Gespräch zu  kommen, die selbstbewußt und selbständig arbeiten, den Weg zur Partei aber noch nicht ge-funden haben… Diese Offenheit…ist zugleich eine Überlebensnotwendigkeit für jede große Volkspartei.“ (Rede auf dem Bundesparteitag in Bremen am 29. 5.1991.
7  Vgl. Björn Engholm: „Wir werden…als Partei um so erfolgreicher sein, je weniger wir unsere Vorhaben
an den Vorstandstischen hinter verschlossenen Türen formulieren. Erst eine Partei, die eine offene und
breite Diskussion mit den Menschen vor Ort, dort, wo die Sorgen herrschen, aufnimmt…, erst eine solche
Partei wird im Zentrum der Entwicklung stehen… Ich plädiere…dafür, den Einfluss der Mitglieder, der
Gliederungen, vom Ortsverein über den Kreisverband bis zum Parteirat zu stärken. Wir haben auch in
der Zukunft einer gewandelten Gesellschaft keine besseren Meinungsbildner und Multiplikatoren als die
Hunderttausende von Mitgliedern und Sympathisanten unserer Partei.“ (a.a.O.. S.12 u. 13)
8  Vgl. § 16 des Statutes der SDP. Wir sollten dennoch z.B. bei der bevor-stehenden Verfassungsreform
darauf drängen, daß. wie auf Bundesebene im Bundesrat die Länder, so auf Landesebene in einem neu
zu schaffenden „Landesrat“ die Kreise und auf Kreisebene in einem „Kreisrat“ entsprechend die
Kommunen stärkeres politisches Gewicht bekommen.
9  Björn Engholm, a.a.O., S.1

Das Wesen der Häresie

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THESEN
zur öffentlichen Verteidigung der Dissertation

Das Wesen der Häresie
Untersuchungen zum Häresieverständnis Karl Barths
im Zusammenhang seiner theologischen Erkenntnislehre

vorgelegt von Konrad Elmer
1.    Jeder Bestimmung von Häresie muß die Erarbeitung reiner Lehre vorausgehen. Eine bloß negative Aus-einandersetzung wird selbst häretisch.
2.    Schon vom Erkenntnisgrund an trennt sich der Weg der reinen Lehre von dem der Häresie. Alle späteren Differenzen sind Konsequenzen der hier gefallenen Entscheidung. Darum ist das Häresieproblem primär im Zusammenhang der Erkenntnislehre zu verhandeln.

A
Der Erkenntnisweg zur Bestimmung reiner Lehre
I. Das Ereignis des Wortes Gottes

3. Barth fragt nach der Bedingung der Möglichkeit des Anspruchs kirchlicher Rede, Rede von Gott zu sein. Dieser Anspruch besteht nur dann zu Recht, wenn es ein Wort Gottes selber gibt, das ein die Kirche ermöglichendes kritisches Gegenüber der Kirche bleibt.
4. Allein die Geschichte Christi ist das Wort Gottes, dessen wahrhaftiger Zeuge Jesus Christus selber ist. Seine Autorität ist aus dem Zusammenhang der Welt unableitbar, dem Glauben aber selbstverständlich.
4.1.     An die Stelle der Lehre von den „drei Gestalten des Wortes Gottes“ (KD 1/1) tritt in Barths Versöhnungslehre (KD IV/3) die strenge Unterscheidung zwischen Jesus Christus, dem einzigen Wort Gottes und den ihm entsprechenden „anderen wahren Worten“.
4.2.    Das Sein Jesu Christi ist nun das einzige Sakrament, das sich allein selbst vermittelt.
4.3.    Barths geschichtliche Interpretation der Zweinaturenlehre ist unzureichend, weil nicht in der Lage, der Frage nach dem historischen Jesus ihr theologisches Recht einzuräumen. Mit der Rückfrage nach dem historischen Jesus besteht die Theologie auf der Geschichtlichkeit der Offenbarung als einem wesentlichen Kriterium reiner Lehre.
5. Das Selbstzeugnis Jesu Christi geschieht im Zusammenhang mit den ihm entsprechenden Zeugnissen menschlich-geschöpflicher Art. Es gibt diese Zeugnisse in geordnet-abgestufter Reihenfolge als Heilige Schrift, als Verkündigung und als „wahre Worte extra muros ecclesiae“.
5.1.    Von der Geschichte Jesu Christi her ist die Schrift norma normata, gegenüber allen „anderen wahren Worten“  jedoch norma normans.
5.2.     Auch die Verkündigung wird nicht zum Wort Gottes selbst, sondern bleibt dessen gleichnishafte Entsprechung. Sie steht unter der Verheißung, daß sich das Selbstzeugnis Jesu Christi im Zusammenhang mit ihr ereignet.
5.3.     Die unbegrenzte Souveränität Jesu Christi nötigt Barth zur Lehre von den „wahren Worten extra muros ecclesiae“. Wahr sind solche Worte nur, wenn sie sachlich übereinstimmen mit dem Zeugnis von Schrift und Kirche. Die Bedeutung dieser irregulären Zeugen bleibt räumlich und zeitlich begrenzt.
5.4.    Das Zeugnis der Schöpfung möchte Barth lediglich als Selbstzeugnis verstanden wissen.
Dies ist m.E. eine unzulässige Abstraktion, denn ein wahres Selbstzeugnis der Schöpfung wird nur im Blick auf mehr als die Schöpfung und also nicht ohne Gottesbezug möglich sei.

5.5.    Zur Begründung einer alle Menschen betreffenden Schuld würdigt Barth in der postum veröffentlichten Ethik zur Versöhnungslehre das Zeugnis der ontologisch guten Natur des Menschen. Durch dieses Zeugnis hat sich Gott objektiv allen Menschen bekannt gemacht. Aufgrund der Sünde des Menschen wird das objektive Bekanntsein jedoch subjektiv nicht realisiert.
Weil Gottes objektives Bekanntsein aber wirksamer ist als unsere Sünde, kommt es auch bei   Menschen, die von den Zeugen Jesu Christi noch nicht erreicht worden sind, zu Gott betreffenden Ahnungen und Vermutungen. Diese führen allerdings über die Ambivalenz von Gottes Bekanntsein und seinem gleichzeitigen Unbekanntsein nicht hinaus. Sie können und dürfen als solche nicht systematisiert werden.

II. Theologie als dem Wort Gottes nachdenkende Bemühung um reine Lehre
6.       Die Wissenschaftlichkeit der Theologie ist ihre Sachbezogenheit.
6.1.    Theologie hat ihren Erkenntnisgegenstand auf dem von ihm selbst gewiesenen Weg wahrzunehmen, zu verstehen und zur Sprache zu bringen.
6.2.     Theologie ist eine grundsätzlich jedem Menschen zugängliche Denkbemühung, denn sie hat zwar die Äußerungen des Glaubens überhaupt, nicht aber, wie Barth fordert, mit Notwendigkeit den Glauben des Theologen selbst zur Voraussetzung.
7.       Zum sachgemäßen Verständnis der Offenbarung Gottes ist die Trinitätslehre unentbehrlich.
7.1.    Sie soll verhindern, daß das Sich-offenbaren-können Gottes als ein Zweites zum Sein Gottes erst hinzutritt. Nur wenn sich Gott von Ewigkeit her selbst gegenständlich ist (primäre Gegenständlichkeit), kann er sich auch seinem Geschöpf als einem anderen gegenständlich offenbaren (sekundäre Gegenständlichkeit).
7.2.     Die „sekundäre Gegenständlichkeit“ der Offenbarung ist die Geschichte des Menschen Jesus. Damit die Natur dieses Menschen nicht der Offenbarung als ein eigenständiger Ermöglichungsgrund gegenübertritt, setzt Barth die Erwählung dieses Menschen zum Bundesgenossen als inneren Grund der Schöpfung voraus. Auf diese Weise läßt er Sein durch Geschichtlichkeit konstituiert sein und bestimmt schon die Schöpfung als Gnade.
7.3.     Eine stringente Begründung der Trinitätslehre wird erst im Rahmen einer über Barth hinausgehenden staurozentrischen Theologie möglich, denn nicht der Offenbarungsbegriff als solcher, sondern erst der gekreuzigte Jesus als Christus nötigt das Denken, zwischen Gott und Gott zu unterscheiden.

8.       Jesus Christus ist der Vermittler aller Entsprechungsverhältnisse zwischen Schöpfer und Geschöpf in
ontologischer und noetischer Hinsicht.
8.1.     Ontologisch entspricht dem Sein des Menschen Jesus für Gott das Sein des Menschen in seiner Bestimmung zu Gottes Bundesgenossen, und dem Sein des Menschen Jesus für den Mitmenschen entspricht das Sein des Menschen mit dem Mitmenschen.
8.2.    Weil der Mensch sein Sein nur hat, indem er existiert, hat er als Mensch der Sünde seine gute Natur faktisch nur im Ereignis des Verderbens.
Der Glaube erst bringt den Menschen in die seinem Sein entsprechende Existenz. Darum gibt es für Barth keine analogia entis, sondern nur eine analogia fidei.
9.       Die Theologie ist, indem sie sich der Sprache bedient, immer auch Philosophie.
9.1.    Barth empfiehlt einen eklektischen Gebrauch philosophischer Begriffe.
9.2.     Begriffe sind jedoch keine leeren Hülsen, die man nach Belieben mit theologischen Inhalten füllen könnte. Sie bringen in die neue Umgebung ihre alten Inhalte immer auch mit und prägen den Denkhorizont. Daher ist eine die theologische Brauchbarkeit philosophischer Begriffe prüfende Besinnung vonnöten.
10.    Stärker als bei Barth muß zwischen begrifflich-dogmatischem Denken und kerygmatischer Predigt unterschieden werden.
10.1.     Die Wahrheit der Offenbarung gibt es nicht in Form vorhandener Sätze, sondern nur als Ereignis. Der Ort, an dem sie Ereignis wird, ist die Metapher, weil hier das, wovon die Rede ist, in die Rede selbst einkehrt. Die metaphorische Rede wahrt den Ereignischarakter, indem sie den Entdeckungscharakter wahrt. (E. Jüngel).
10.2     Die Predigt als Glauben gewährende Verkündigung des Evangeliums bezeugt kein System von Gedanken, sondern die Praxis Gottes in Jesus Christus. Sie lebt wesentlich von ansprechend-metaphorischer Rede.
10.3.     Die Begriffssprache des Theologischen Denkens kontrolliert die anredend-metaphorische Sprache der Predigt dahingehend, ob sie den Hörer auf die Geschichte Jesu Christi verweist. Dabei kommt es zur Formulierung der Lehre. Deren Reinheit hängt davon ab, ob sie ihrerseits auf die Wahrheit in Jesus Christus verweist und ob sie in je neuer Predigt praktisch werden kann.
10.4.     Reine Lehre ist ein Zielbegriff der Dogmatik und gehört, sofern sie am Geschick des Denkens partizipiert, auf die Seite des Gesetzes. Sie hat die Aufgabe, die Offenbarung jeweils neu in ihr Ereignis zurückzudenken. Dieses Ereignis ist mehr als ein Augenblicksgeschehen; es macht Geschichte.
11.     Das Bekenntnis ist eine Zusammenfassung reiner Lehre durch die Kirche als Ganze. Es antwortet auf das
Ereignis der Offenbarung und dient zur Abwehr konkreter Häresie.
Entscheidender Bekenntnissatz für die Auseinandersetzung mit den häretischen Lehrmeinungen der
Gegenwart ist für Barth die These 1 der Theologischen Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu  hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.“

B
Das paradoxe Faktum der Häresie
I. Natürliche Theologie als Häresie der Gegenwart

12.   Entscheidendes Kriterium zur Bestimmung gegenwärtiger Häresie ist für Barth die Damnation von
Barmen 1:
„Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“
13.    Derartige „Nebenzentren“ zur Wahrheit in Jesus Christus entstehen durch die natürliche Theologie. Barth unterscheidet zwei komplementäre Erscheinungsformen: Die „Kirche im Exzeß“ und die „Kirche im Defekt“.
13.1.    Die „exzessive‘ Kirche identifiziert das eine Wort Gottes mit den anderen wahren Worten, vor allem mit denen der Kirche. Sie verfügt über die Wahrheit, die doch nur als unverfügbares Ereignis zu haben ist, und setzt sich damit selbst an die Stelle des lebendigen Herrn. Barth denkt hier vor allem an die römisch-katholische Kirche und benennt als erkenntnistheoretischen Fehlansatz die durch E. Przywara interpretierte Lehre von der analogia entis. Die eigentliche Intention dieser Lehre hat Barth jedoch nur unzureichend erkannt.
13.2.     Die „Kirche im Defekt“ ist ihrer Sache nur halb gewiß. Statt sich an die Wirklichkeit der Offenbarung zu halten, sucht sie Schutz bei irgendeiner Philosophie, um von dort aus zuerst nach der Möglichkeit des Glaubens zu fragen.
Als „Ahnherrn“ dieser Häresie nennt Barth Schleiermacher, ist sich aber dessen Zeit seines Lebens nicht sicher. Deutlichster Exponent sind die „Deutschen Christen“ Auch Bultmanns Theologie, die Barth weithin mißversteht, wird von ihm der Häresie verdächtigt.
14. Die natürliche Theologie der „exzessiven“ wie der „extravertierten“ Kirche hat zwar nicht das völlige Unbekanntsein Gottes zur Folge, da Gottes Selbstkundgabe unüberwindlich auch in diesen Kirchen wirksam ist. Es entsteht jedoch nun auch in der Kirche jene unfaßbare Ambivalenz zwischen Gottes Bekanntsein und seinem gleichzeitigen Unbekanntsein.
Statt dem konkret-offenbaren Geheimnis Gottes in Jesus Christus nachzudenken, erstellt das Denken selbst einen abstrakten Gottesbegriff; bei dem dann Gott nur noch unzureichend, weil nicht konkret, vom Sein der Welt zu unterscheiden ist.
15. Zur particula veri natürlicher Theologie gehört ihr Interesse an der Menschlichkeit Gottes und an dem universalen Anspruch der Offenbarungsgeschichte. Beides bringt Barth in besonderer Weise zu Ehren durch sein christozentrisches Denken von ontologischer Relevanz:
Die Menschlichkeit Gottes entfaltet er in der Lehre vom Sein Jesu am Anfang bei Gott und den
universalen Anspruch der Offenbarung in der Lehre vom ontologischen und noetischen Zusammenhang
zwischen Jesus Christus und allen übrigen Menschen.
Das Geheimnis der Menschlichkeit des Menschen in Jesus Christus ist der „Anknüpfungspunkt“, nach dem
alle natürliche Theologie so vergeblich sucht.

II. Häresie als „christliches“ Lügenwerk
16. Die Häresie unterläuft die subordinierten Entsprechungsverhältnisse der unterschiedlichen Zeugen Jesu Christi, indem sie andere wahre Worte niederer Stufe gleichberechtigt neben die einer höheren Stufe stellt.
17.  Barths Ausführungen zur Häresie entsprechen seinen Analysen zum Wesen der spezifisch „christlichen“ Lüge (KD IV/3). Zwar hat er selbst dies nicht expliziert, es ergibt sich aber aus dem Zusammenhang seines Denkens:
17.1.    Um Häretiker zu werden, muß man der Wahrheit in Jesus Christus schon direkt begegnet sein.
Das unterscheidet die Häresie vom Unglauben in Atheismus, Religion und Nostrifikation.
17.2.     Dem wahrhaftigen Zeugen Jesus Christus gegenüber aber kann der Mensch aufgrund des ontologischen Zusammenhangs keine neutrale Haltung einnehmen. Eine Ignorierung ist nur noch in Form der Lüge möglich. Der Lügner weicht vor der Wahrheit mit der „Wahrheit“ aus.
18.     Die schon geschehene Zueignung des neuen Seins in Christus unterscheidet m.E. nicht nur den. Glaubenden, sondern auch den Häretiker vom Ungläubigen. Sie ist die Bedingung der „Möglichkeit“ des simul credens et haereticus.
18.1.    Das neue Sein des Menschen extra se in Christus wird dem Glaubenden schon jetzt als „Sein des Übergangs“ vom Sünder zum Gerechten zugeeignet. (W. Krötke).
Erst aufgrund dieser Zueignung wird es „möglich“, als iustus der Wahrheit direkt zu begegnen und ihr dennoch als peccator lügnerisch auszuweichen.
18.2.     Häresie ist der Versuch des Glaubenden als Sünder, die ‚unumkehrbare’ Folge des Übergangs vom peccator zum iustus dennoch umzukehren und so die Wahrheit der Lüge nutzbar zu machen. So lügt er sich im Versuch der Selbstsicherung aus der Geschichte des Übergangs in den vermeintlichen Stand des schon Übergegangenen.
18.3.    Häresie ist Glaube im Ausweichen – ein Glaube, der in der Kraft seiner Wirklichkeit vor dieser Wirklichkeit flieht, ohne wirklich von ihr loszukommen.
19. Daraus ergibt sich folgende Definition zum Wesen der Häresie:
Häresie ist die unmögliche Faktizität „christlicher“ Lehre als Lüge
im Horizont des simul iustus et peccator,
die angesichts des Ereignisses der Wahrheit
Jesus Christus als dieses Ereignis
auf verdeckte Weise leugnet.

20.     Da die Lüge im Unterschied zur Wahrheit nicht einmal sich selbst treu bleibt, müssen alle Definitionsversuche zur Häresie in besonderer Weise zeitgebundene Versuche bleiben.
21.     Die Feststellung einer neuen Häresie kann nicht Aufgabe der Dogmatik sein. Sie geschieht durch die Kirche als Ganze im Zusammenhang einer neuen Bekenntnisentscheidung. Entsprechend Barths christozentrischem Häresiebegriff muß sich jede Häresie als eine christologische erweisen.
22.     Weil sachgemäße Theologie die eigene theologische Wirklichkeit nicht mit der Wahrheit verwechselt, wird sie auch nicht die vielfach fatale theologische Wirklichkeit anderer mit der Unwahrheit identifizieren. Vielmehr wird sie Wahrheitsanliegen und Lüge zu differenzieren versuchen.

23.    Jede Häresiebestimmung zielt auf die Sache, nicht auf die Person, die auch im schlimmsten Fall aufgrund
der unverlierbar guten Seinsstruktur von der Sünde unterscheidbar bleibt.
24. Die Überwindung der Häresie wird zuerst und vor allem die Sache Jesu Christi selber sein. Unsere Bewältigung des Problems steht und fällt mit der in ihm begründeten Siegesgewißheit. Das ihr entsprechende christliche Tun besteht darin, den „Vorrang des Wortes Gottes“ zu bedenken und durch unser Handeln zu bestätigen.
25. Keine Kirche kann so tief fallen, daß ihr Seinsgrund ins Wanken käme. Sie bleibt Kirche, wenn auch Kirche im Ausweichen vor ihrem eigenen Wesen.
Man wird die Häresie dabei behaften müssen, daß sie selbst Kirche sein möchte und sie auf Jesus
Christus als ihren Seinsgrund verweisen. Eine Trennung von ihr kann für Barth höchstens praktische,
nicht aber grundsätzliche Bedeutung haben.
26.    Solche Gelassenheit entspricht der Siegesgewißheit im Blick auf Jesus Christus. Die Lüge hätte es nur zu gern, feierlich bekämpft zu werden, denn eine Wahrheit, die zu ihrer Durchsetzung Gewalt benötigt, würde sich selbst als Wahrheit desavouieren. Stattdessen wird es darauf ankommen, daß der Häretiker als Verkündigung ein befreiendes Wort hört und als Lehre eine Dogmatik, die den „Vorrang des Wortes Gottes“ wahrt.
27.     Wenn die Kirche gar nicht zur Un-Kirche werden kann, weil die Herrschaft Jesu Christi auch in der häretischen Kirche noch immer größer ist als die der Lüge, so wird man m.E. auch einer häretisch lehrenden Kirche die kirchliche Gemeinschaft anbieten können. Voraussetzung einer solchen Union wäre allerdings, daß der Streit um Wahrheit und Lüge ungehindert weitergeht.
28.     Die ontologische Relevanz der christologischen Begründung Barthscher Theologie garantiert, daß das die christlichen Kirchen Verbindende in jedem Fall größer ist als das Trennende. Sie ermöglicht die Vision einer Kirche, die die Häresien für immer in sich selbst austrägt.

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